DER SAMMLER. Ein Profil
Beatriz Rodríguez Flores (MX)

H.H.Büning, J.M.Macedo, T.W.Gretzer, M.Uhle, A.Baessler.
Das wiederaufgebaute Berliner Schloss ist das neue Humboldt-Forum.
Dieses 680 Millionen Euro teure Projekt beherbergt 5 % der außereuropäischen Sammlungen des Museums für Asiatische Kunst und des Ethnologischen Museums Berlin. Diese Sammlung von rund einer halben Million Stücken wurde um 1900 als das Archiv der Menschheit zusammengestellt und wurde vom damaligen Museumsdirektor Adolf Bastian in Auftrag gegeben. Die größte Sammlung in der Abteilung Lateinamerika stammt aus Peru (56.199), wo die Bemühungen hauptsächlich von deutschen Sammlern unternommen wurden, die die Objekte sammelten, lagerten und nach Deutschland transportierten.
Ich habe diese Zahlen sofort als Gier interpretiert, als Demonstration der Macht, die diese Männer zu jener Zeit und in jener Welt hatten. Aber was ist eine Sammlung sonst? Der Psychoanalytiker Gérard Wajcman beschreibt in seinem Buch Colección seguido de la avaricia (Auf die Sammlung folgt die Gier), dass es sich um eine bewusste, organisierte und durchdachte Sammlung von Gegenständen handelt, also um eine Sammlung von jemandem.
Den Sammlern.
Nach welchen Kriterien haben sie diese Sammlung angelegt? | Was waren ihre Beweggründe?
Ich habe das Leben und das Umfeld von fünf erfolgreichen Sammlern mit unterschiedlichen Berufen und Hintergründen anhand von Tagebüchern, Fotos, Briefen und historischen Dokumenten wie Schallplatten und Zeitungen untersucht. Da ihre persönlichen Kollektionen die ethnologische Sammlung bilden, wollte ich verschiedene Perspektiven einbeziehen.
Sie sind: Hans Heinrich Brüning (1848-1928), der fast sein ganzes Leben lang unermüdlich reiste und akribisch Worte, Bilder, Töne und das Wetter aufzeichnete. Wilhelm Theodor Gretzer (1847-1926), ein Textilkaufmann, der im Alleingang mehr als 46.000 Gegenstände sammelte. Friedrich Max Uhle (1856-1944), der als "Vater der Andenarchäologie" bezeichnet wird, hat mehr Feldforschung betrieben als jeder andere. Arthur Baessler (1857-1907), der bis heute größte Mäzen des Ethnologischen Museums. José Mariano Macedo (1823-1894), ein peruanischer Arzt, der dieses gesellige Hobby während einer Reise nach Paris kennenlernte und den Verkauf seiner Sammlung während des Pazifikkrieges (1879-1883) wie folgt beschrieb: "Nur die Dringlichkeit meiner Situation konnte mich zum Verkauf zwingen [...] mit der großen Familie, die ich zu ernähren habe, ist verzweifelt, da ich alle meine Verpflichtungen mit dem Einkommen aus meinem Beruf erfüllen muss".


Unten: Abwandlung der Fotografie Tongefäße aus der Sammlung Macedo, 1890, EM, SMB.
In dem Video verkörpert der Sammler jede dieser historischen Figuren und begibt sich in eine psychotherapeutische Sitzung im heutigen Berlin, wo er über seine Motive und Obsessionen spricht. Das Verhältnis zwischen Fiktion und historischen Fakten in dem Drehbuch, das ich mit der Psychologin Lorena Méndez Arieta entwickelt habe, war ein entscheidendes Element für die Entwicklung des Projekts.
![“Die Expedition zum Marañón startet von Chiclayo aus und begann in Puerto Eten mit der Flussdurchquerung [...] sie durchquerte einen Teil des angestammten Territoriums der Jíbaro-Jíbaro, der Awajúm und der heutigen Wampis [...] Dieses Territorium, das seit der Inkazeit die heutige Provinz Condorcanqui ist, war in kolonialer und republikanischer Zeit ein praktisch undurchdringliches Gebiet für die Kolonialisierung. Die Kautschukzapfer, denen es gelang, in dieses Gebiet zu gelangen, konnten an den Fingern einer Hand abgezählt werden.” In Hans Heinrich Brüning, Viajes en la región de los Aguaruna, (Lima: Biblioteca Abraham Valderomar, 2015), VI. [meine Übersetzungen via DeepL]](https://freight.cargo.site/t/original/i/0010867f93b9dd9c86767389665e774b8f1a845539270b3ed8756d06c4815e23/img.2video-1.png)
![“Das Sammeln ging nun folgendermaßen vor sich: Schon seit 1874 ließ Dein Großvater Ausgrabungen machen durch Eingeborene, es waren meist 3-4 Leute, die sich verpflichtet hatten, nur für den Großvater zu graben, und das geschah bis zum Jahre 1904 [...] dann wurden bei uns im Hause die ausgegrabenen Sachen sortiert; der größte Teil war oft wertlos und wurde fortgeworfen, nur die wirklich schönen und kunstvollen Sachen wurden in die Sammlung eingereiht,nachdem sie vorher präpariert wurden [...]” In E. Gretzer, Erlebnisse der Familie Gretzer, MS, 1955, 16,25,6.](https://freight.cargo.site/t/original/i/b8f963ab31d960af2027540081c6572eb948c7c2e5436f6c756ddd63aebb552d/img.2video-2.png)

Die 15-minütige Version wird zusammen mit den sensiblen Stücken im Modul M21 Am Humboldtstrom im wiederaufgebauten Schloss ausgestellt.

P.S. Dieses Projekt wäre nicht möglich gewesen ohne die unschätzbare Mitwirkung der Menschen, die mir ihre Zeit, ihre Fähigkeiten, ihre Ideen und ihr Material zur Verfügung gestellt haben: Natalia Rodríguez Ramírez, Birte Teichner, Jan Leppert, Jamie Burton, Helga Elsner Torres, Julian Wöpking, Miguel Azuaga und Susanne Strach.
die Gruppe Decolonize M21 und Kristina Leko
die wissenschaftliche Beraterin: Dr. Manuela Fischer
die Darsteller: Patrick Güldenberg und Isabella Parkinson
die Kameras: Jakub Paczkowski und Branka Pavlovic
der Ton: Gabor Csongradi
das Make-up: Anan Tan
die Gruppe Decolonize M21 und Kristina Leko
die wissenschaftliche Beraterin: Dr. Manuela Fischer
die Darsteller: Patrick Güldenberg und Isabella Parkinson
die Kameras: Jakub Paczkowski und Branka Pavlovic
der Ton: Gabor Csongradi
das Make-up: Anan Tan
Beatriz Rodríguez Flores (Mexiko-Stadt, 1988) Studium der Bildenden Kunst an der National Autonomen Universität Mexikos. Sie nahm an gemeinsamen und individuellen Malerei- und Grafikausstellungen teil. Ihr Interesse konzentiert sich auf die Erstellung von Bildern, welche mit Identität, Kontext und Perspektive in Verbindung stehen. Seit 2016 lebt un studiert sie in Berlin.